Die Vereinschronik zum 100jährigen Jubiläum

Als einer der ältesten Vereine in unserer Gemeinde und einer der frühesten Gewerbeverein in näherer und weiterer Umgebung kann der Handwerker- und Gewerbeverein Graben-Neudorf im Jahr 2003 sein einhundertjähriges Gründungsjubiläum feiern.

Zum Zeitpunkt der Vereinsgründung bestand bereits ein vielfältiges, leistungsfähiges Gewerbe in unserer Gemeinde. Der Rückblick auf die Vereinsgeschichte sollte deshalb die vorherigen Zeiten mit einbeziehen und mit einem kurzen Blick auf die Entwicklung von Handwerk und Gewerbe in unserer Gemeinde beginnen.

Handwerk und Gewerbe in Graben-Neudorf

Die Bevölkerung unserer Doppelgemeinde lebte, wie überall im dörflichen Bereich, ganz überwiegend von der Landwirtschaft, die in der Regel auch für die ortsansässigen Handwerker, Wirte und Kaufleute die Existenzgrundlage bildete.

Neben den unentbehrlichen Schmieden, Wagnern, den Maurern, Zimmerleuten, Schreinern, Schuhmachern und Schneidern, hatten auch eine ganze Reihe anderer Handwerker ihre Vertreter. Besonders stark war die Weberzunft vertreten, ausgelöst durch den ausgedehnten Hanfanbau.

Viele Berufe sind durch die Technisierung im Laufe der Zeit verschwunden. Manche ausgestorbenen Berufe leben noch in den früher stark gebräuchlichen, heute auch aus der Mode kommenden Familienbezeichnungen fort. Erinnerst sei hier an Färber, Häfner, Nagelschmied, Holzschuhmacher, Ölmüller usw.

Von nicht geringer Bedeutung waren hier stets die Wirtschaften, lagen die Dörfer Graben und Neudorf doch an der heute als B 36 geläufigen Rheintalstraße, auf der bevorzugt der Warenverkehr durch Fuhrleute betrieben wurde. Ende des 18 Jahrhunderts sind allein in Graben 8 Wirtschaften registriert. Die gut ausgebildete Gastronomie war für die Obrigkeit im Jahre 1755 einer der Beweggründe, Graben wieder in ein uraltes Recht einzusetzen, jährlich 2 Märkte abzuhalten. Dieses Marktrecht war nicht nur für die Kaufmannschaft, die Handwerker und die ganze Bevölkerung von großer Wichtigkeit, sondern auch für die umliegenden Gemeinden. Liedolsheim und Rußheim haben damals die Wiedereinführung des Marktes kräftig unterstützt.

Schon die mittelalterlichen Handwerker hatten sich – zunächst in den Städten, dann flächendeckend, in Zünften zusammengeschlossen. Strenge Zunftordnungen mit Vorschriften über Lehr-, Gesellen, Wanderjahre und Meisterprüfungen hatten das Ziel, den Stand der Handwerker zu heben und ihren Mitgliedern ein ausreichendes Einkommen zu sichern.

Die immer mehr verfeinerten Zunftordnungen, enthielten in vielen Fällen Vorschriften über Arbeitstechniken, Zahl der zu fertigenden Arbeitsstücke, Verbote zur Einführung von Maschinen, Bestimmen über den Ankauf der Rohstoffe und vieles mehr. Diese strengen, perfektionistischen Ordnungen genossen gesetzlichen Schutz und erwiesen sich in zunehmendem Maße fortschrittsfeindlich.

Im 18. Jahrhundert gewannen moderne wirtschaftliche Auffassungen immer mehr Anhänger.

Der Ruf nach Gewerbefreiheit war unüberhörbar zu vernehmen. Sie wurde dann im Laufe des 19. Jahrhunderts, nachdem Preußen 1810 den Anfang gemacht hatte, in allen Deutschen Staaten eingeführt, in Baden 1862.

Daneben begünstigten eine ganze Reihe weiterer Faktoren die Entwicklung von Handwerk und Gewerbe. 1803 fiel die Staatsgrenze zwischen Graben und Neudorf. Napoleon hatte mit kühnem Federstrich die Deutsche Kleinststaaterei beendet. Die Straßenverhältnisse verbesserten sich erheblich, 1820 wurde hier eine Eilpoststation eröffnet und schließlich erfolgte nach 1870 der Bau der Eisenbahn und die Errichtung des Bahnhofs Graben-Neudorf, der unserem heutigen Gemeindenamen schon früh zu einem guten Bekanntheitsgrad verhalf.

Der technische Fortschritt und veränderte Bedürfnisse und Gewohnheiten ließen neue Gewerbezweige entstehen. 1853 wurde in Graben mit der Gründung einer Sparkasse, eines der ersten Kreditinstitute in einer Dorfgemeinde Badens ins Leben gerufen, das sich bald zu einem befruchtenden Wirtschaftsfaktor für den Ort und die Nachbargemeinschaften entwickelte.

Bevorzugt in Neudorf entstanden ab 1884 Zigarrenfabriken, die in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg ihre größte Blüte hatten und damals wohl zwischen 300 und 400 Menschen beschäftigten.

Die Chronik des Handwerker- und Gewerbevereins

  1. Die Gründungsjahre
  2. Die 30er Jahre
  3. Die Nachkriegsjahre
  4. Die 70er Jahre nach der Gemeindefusion
  5. Die 2000er Jahre


Die Gründungsjahre

Das Gesetz über die Schaffung von Handwerkskammern in Baden von 1900 sah vor, dass nur organisierte Handwerker für diese Handwerkskammer wahlberechtigt waren. Kurz nach der Jahrhundertwende gehörten in Baden nur etwa 1/3 aller Handwerker einer Organisation an.

Auf Veranlassung mehrerer Gewerbetreibender aus Graben hatte der Landesverband badischer Gewerbevereine am 02.08.1903 die Gewerbetreibenden der Gemeinde zu einer Versammlung in den Rathaussaal eingeladen. Weder die Anwesenheit des Gauvorsitzenden der Gewerbevereine noch der fachkundige Vortrag von Gewerbelehrer Schmidt konnte die Anwesenden an diesem Abend zur Gründung eines Gewerbevereines bewegen.

Hierauf ergriff Schlossermeister Ludwig Scholl (Vater unseres späteren Bürgermeisters gleichen Namens) die Initiative und berief selbst auf den 07.08.1903 eine Versammlung ins Gasthaus „Zum Erbprinzen“ ein. In dieser weniger trockenen Atmosphäre gründeten an diesem Abend 27 Gewerbetreibende den Gewerbeverein Graben. Noch am gleichen Tag wurde die Satzung beschlossen und die Vorstandswahl durchgeführt, die folgendes Ergebnis brachte:

            1. Vorstand                 Ludwig Scholl, Schlossermeister

            2. Vorstand                 Karl Heilmann, Kappenmacher

            Schriftführer               Edmund Biester, Malermeister

            Kassier                        Karl Scholl, Schreinermeister

            Beisitzer                      August Kemm, Schmiedemeister

                                               Ludwig Scholl, Schreinermeister

                                               Heinrich Scholl, Schlossermeister

Die Versammlung beschloss, dem Landesverband badischer Gewerbevereine beizutreten. Damit hatten die Mitglieder das Wahlrecht für die neuzubildende Handwerkskammer erworben.

Die Wahl fand am 25.05.1904 statt. Hieran konnte sich der Grabener Gewerbeverein bereits mit 37 Stimmen beteiligen.

Der Verein bemühte sich in den Folgejahren um die Fortbildung seiner Mitglieder. So konnte beispielsweise 1905 ein Buchführungskurs mit 21 Teilnehmern und im Winterhalbjahr 1909 ein Vorbereitungskurs zur Meisterprüfung mit 20  Teilnehmern abgehalten werden.

Der Verein und seine Mitglieder beteiligten sich in hervorragender Weise an den der Arbeit des Landesverbandes. Verschiedene Mitglieder wurden in zentrale Gremien gewählt. Den Handwerkerfragen wurde reges Interesse entgegengebracht.

Aus dem Heimatbuch „Neudorf“ ist zu entnehmen, dass es dort zu keiner Organisation des örtlichen Gewerbes kam.  Erst nach dem 1. Weltkrieg ließen sich junge Handwerker bei der Handwerkskammer eintragen. Karl Leber betrieb im Ort Werbung für die Eintragung in die Handwerksrolle, er stellte fest, wer diesen Schritt noch nicht unternommen hatte und veranlasste, dass die Handwerker des Ortes eingetragen wurden.

Vollkommen unerwartet verstarb 1909 der 1. Vorstand Ludwig Scholl. An seiner Stellte wurde Karl Scholl zum 1. Vorsitzenden des Vereines gewählt.

1912 wurde eine Spargenossenschaft gegründet, die insbesondere in den wirtschaftlichen Krisenjahren 1929-1933 manchem Mitglied über kritische Situationen hinweggeholfen hat. Die Sparabteilung wurde 1950 erneut ins Leben gerufen, später jedoch aufgelöst, da ein Bedarf für diese Einrichtung nicht mehr bestand.

Bei Ausbruch des Krieges 1914 zählte der Verein 44 Mitglieder. Durch die Einberufung von 30 Mitgliedern zum Militärdienst kam die Vereinsarbeit im Wesentlichen zum Erliegen. Nach dem Krieg nahm der Gewerbeverein seine frühere Tätigkeit wieder auf. In den Jahren 1914-1924 bekleidete Schmiedemeister August Kemm das Amt des 1. Vorstandes. Er wurde von einer markanten und tatkräftigen Persönlichkeit, dem Glasermeister Albert Ebel abgelöst.

Zu einem Höhepunkt der Vereinsgeschichte gestaltete sich das 25jährige Jubiläum, das mit einem Festbankett und einer Gewerbeausstellung vom 27.05. – 03.06.1928 in der Volksschule in Graben begangen wurde.

Die Mitgliederzahl war inzwischen auf 86 angewachsen, ein Beweis für die große Bedeutung von Handwerk und Gewerbe in der damals 2700 Einwohner zählenden Gemeinde Graben.

Die 30er Jahre

Niemand ahnte bei dem glänzenden Festverlauf des Vereinsjubiläums die bevorstehende Weltwirtschaftskrise, von der auch das heimische Handwerk und Gewerbe in keiner Weise verschont blieb, die viele Betriebe in schwere wirtschaftliche Schwierigkeiten brachte und die nicht zuletzt für die unglückliche politische Entwicklung in den 30er Jahren mitverantwortlich war.

Noch einmal trat der Gewerbeverein 1933, der seit diesem Jahr von Ludwig Hartkorn geführt wurde, mit einer Jubiläumsausstellung in der Turnhalle in größerem Rahmen in Erscheinung. Im Zuge der während des 3. Reiches verordneten „Gleichschaltung“ wurde er wenige Zeit danach aufgelöst.

Einer kurzen Blütezeit, die für das Gewerbe nach Überwindung der Depression Mitte der 30er Jahre einsetzte, wurde durch den 2. Weltkrieg und seine Folgen ein baldiges Ende bereitet.

Die Bilanz nach dem Zusammenbruch 1945 war niederschmetternd. Mit ungeheuren Opfern an Menschenleben und dem Verlust vieler Sach- und Vermögenswerte bezahlte das deutsche Volk seinen politischen Irrtum.

Überall musste neu begonnen werden. Schwer wog auch das Problem der Heimatvertriebenen, die in großer Zahl in unsere Gemeinde kamen. Zusammen mit der alteingesessenen Bevölkerung haben sie ihren gewichtigen Teil beim Wiederaufbau geleistet und durch zahlreiche Gründungen von Geschäften und Handwerksbetrieben dem Gewerbe in Graben und Neudorf neue Impulse gegeben.

Die Nachkriegsjahre

Auf Initiative von Glasermeister Albert Ebel versammelten sich am 26.02.1947 nicht weniger als 63 ehemalige Mitglieder des Gewerbevereines im Gasthaus zum „Löwen“ zur Wiedergründung des Vereines, an dessen Spitze sie Albert Ebel wählten.

Eine Satzung konnte nach der damals noch erforderlichen Genehmigung durch die Militärregierung erst 1949 bei einer Generalversammlung im Schwanensaal beschlossen werden. Albert Ebel verzichtete auf eine Wiederwahl und wurde von Wagnermeister Wilhelm Scholl abgelöst.

Eine Handwerks- und Gewerbeausstellung am Pfingsten 1950 in der Volksschule in Graben, geriet zum bedeutendsten Ereignis der Nachkriegsjahre. Mit viel Begeisterung durch die Aussteller als Demonstration von Leistungsvermögen und Qualitätsbewusstsein gedacht, fand die Veranstaltung bei der Bevölkerung des Ortes und der Umgebung einen großen, in dieser Weite kaum erwarteten Widerhall.

Unter der Vereinsleitung von Elektromeister Heinz Scholl, der 1955 den Vorsitz übernommen hatte, beging der Handwerker- und Gewerbeverein im Oktober 1963 sein 60jähriges Jubiläum mit einem feierlichen Festbankett in der bis auf den letzten Platz besetzten Turnhalle.

Seit seiner Gründung hatte sich der Verein als Glied der großen Organisation des Deutschen Gewerbeverbandes gefühlt. Vom Anfang bis zur gewaltsamen Auflösung 1934 gehörte er ununterbrochen diesem Verband an. Seit Neugründung im Jahre 1947 bestand eine derartige Bindung an die überörtliche Organisation nicht mehr. Der Handwerker- und Gewerbeverein war praktisch nur noch ein reiner Ortsverein, der auch nur auf dieser Ebene tätig war.

Von weitblickenden Mitgliedern wurde deshalb Mitte der 60er Jahre der Anschluss an den Deutschen Gewerbeverband betrieben. Am 17.02.1967 wurde der Beitritt zum DGV, dem heutigen „Bund der Selbständigen“, nach einer hierzu notwendigen Satzungsänderung wirksam beschlossen.

Der Verbandsbeitritt brachte in den Verein ohne Zweifel ein belebendes Element. Er führte ganz zwangsläufig zu stärkeren Kontakten zu den Nachbarvereinen. Es ergab sich ein lebhafter Erfahrungsaustausch; die Diskussion überörtlicher Probleme wurde gefördert und vom Landesverband selbst kamen Anregungen und waren eine ganze Reihe Referenten zu Vorträgen zu Gast.

Am 19.01.1968 übernahm der Polsterer- und Dekorateurmeister Artur Herrmann die Funktion des 1. Vereinsvorsitzenden, nachdem er bereits zuvor einige Jahre in der Vereinsleitung tätig war. Mit der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden fanden die Verdienste von Heinz Scholl ihre angemessene Würdigung.

Die 70er Jahre nach der Gemeindefusion

Die Fusion der Gemeinden Graben und Neudorf, die zum 01.01.1972 wirksam wurde, ließ alsbald bei den Verantwortlichen des Vereins den Gedanken an ein Zusammengehen mit dem Neudorfer Handwerker- und Gewerbeverein aufkommen. Diese Anregung wurde bei den Kollegen in Neudorf dankbar aufgenommen.

Die in freundschaftlicher Atmosphäre geführten Gespräche waren bereits weit gediehen. Meinungsverschiedenheiten zu einer Informationsveranstaltung vor der Bürgermeisterwahl führten leider dann zum Scheitern des Fusionsabsichten.

Der Neudorfer Gewerbeverein stellte seine Arbeit ein. Einige Mitglieder schlossen sich dem Handwerker- und Gewerbeverein Graben an. Dieser Entwicklung wurde dadurch Rechnung getragen, dass der Name in Handwerker- und Gewerbeverein Graben-Neudorf geändert wurde. Damit sollte der Wille und die Absicht zum Ausdruck kommen, eine Einrichtung aller Selbständigen der gesamten neuen Gemeinde zu sein. Die weitere Entwicklung bestätigte diese Intension. Längst sind die alten Ortsgrenzen überwunden, dem Verein ist es gelungen, die Gewerbetreibenden zusammen zu führen. Er ist heute anerkanntes Sprachrohr aller Selbständigen der Gemeinde.

Es folgten Jahre einer sehr lebhaften und intensiven Vereinstätigkeit. Zu einer bis heute festen Einrichtung entwickelte sich der jährliche Informationsabend mit dem Bürgermeister der Gemeinde, bei der nicht nur Gewerbethemen sondern darüber hinaus die ganze Breite der Fragen zur Gemeindeentwicklung offen angesprochen und diskutiert werden. Diese Veranstaltung erfreut sich bei den Mitgliedern stets besonderer Beliebtheit.

Das 75jährige Vereinsjubiläum wurde 1978 in festlichem Rahmen begangen; es war zugleich Anlass wieder mit einer Leistungsschau an die Öffentlichkeit zu treten. Vom 22.-23.04.1978 zeigten rd. 40 Aussteller in der Festhalle und im Außengelände ein beeindruckendes Bild der Leistungsfähigkeit des heimischen Gewerbes. Mit 5000 Besuchern hatte die Veranstaltung eine unerwartet gute Resonanz.

Das Jahr 1979 brachte einen Wechsel in der Vereinsführung. Der langjährige 1. Vorsitzende Artur Herrmann, nun zum Ehrenvorsitzenden ernannt, wurde durch seinen bisherigen Stellvertreter Walter Köhler abgelöst.

Vom guten Ergebnis des gemeinsamen Werbeauftrittes bei der Ausstellung angeregt, entwickelte sich die Idee einer örtlichen Werbegemeinschaft. Unter tatkräftiger Mithilfe des BdS-Geschäftsführers Spiesmacher wurde schon 1980als Unterabteilung des Handwerker- und Gewerbevereines  der „Leistungsverbund“ gegründet. Unter dem Vorsitz von Albert Kammerer wurde zügig die Arbeit aufgenommen. Die Aktionen des Leistungsverbundes fanden starke Beachtung durch die Verbraucher weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus. Das gilt auch heute noch für die Glückscheinaktion zur Weihnachtszeit und eine ganze Reihe anderer Aktivitäten.

Der junge agile Bäckereiunternehmer Köhler prägte in den folgenden Jahren die Arbeit des Vereines, die seinem Naturell entsprechend andere Schwerpunkte bekam. Gesellschaftliche Veranstaltungen standen nun verstärkt im Mittelpunkt des Vereinsgeschehens

Neben den üblichen jährlichen Vereinsausflug trat eine Auslandsreise für interessierte Mitglieder und ab 1982 wurde über eine ganze Reihe von Jahren hinweg jeweils ein Frühlingsball durchgeführt. Das beachtliche Niveau machte gerade diesen zu einem erstrangigen gesellschaftlichen Ereignis, das mit gutem Zuspruch belohnt wurde.

Aus Anlass des 80 jährigen Bestehens wurde vom 23. – 24. April 1983 in der Festhalle eine Leistungsschau ausgetragen. 39 Aussteller präsentierten ihr Angebot. Der Besuch war hervorragend.

Der Verein nahm immer lebhaften Anteil an der gewerblichen Entwicklung der Gemeinde und meldete sich mit Anfragen und Stellungnahmen zu relevanten Fragen stets zu Wort.

Das 90 jährige Bestehen im Jahr 1993 wurde mit einem großen Ehrenabend gefeiert und ab 1994 gibt es einem monatlichen Stammtisch, der dem zwanglosen Meinungsaustausch unter den Mitgliedern dient und sich steter Beliebtheit erfreut.

Unter dem Namen „Präsenta“ wurde vom 23. bis 24. September 1995 in der Pestalozzi-Halle und im Außenbereich eine groß angelegte Leistungsschau geboten, die in neue Dimensionen vorstieß und die mit einem attraktiven Rahmenprogramm, bis hin zu Hubschrauberflügen und Ballonfahrten, sehr viele Besucher anzog.

In der Mitgliederversammlung am 07.02.1996 beendete Walter Köhler seine erfolgreiche Arbeit als Vereinsvorsitzender. Er wurde von Helmut Weber abgelöst.

Mit der 2. „Präsenta“ vom 25. bis 26. September 1999 hatte der Verein abermals einen beeindruckenden Auftritt. Die Rekordzahl von 61 Aussteller machten die Pestalozzi-Halle und das Außengelände zu einem lebensvollen Marktplatz. Eine ganze Reihe begleitender Aktionen bereicherten die Ausstellung, die von 17.000 Menschen besucht wurde und für die Aussteller ein voller Erfolg wurde.

Die 2000er Jahre

In der Versammlung vom 30.03.2000 übernahm der bisherige 2. Vorsitzende des Vereines, Maurermeister Karl Maag den Vereinsvorsitz. Walter Köhler wurde bei der gleichen Versammlung zum weiteren Ehrenvorsitzenden des Handwerker- und Gewerbevereines ernannt.

Walter Köhler, Artur Hermann und Karl Maag

Die Jahreshauptversammlung am 27.2.2002 brachte insofern eine Überraschung, als ein spontaner Antrag auf Austritt aus dem BdS eine Mehrheit fand. Da der Beschluss nicht satzungskonform zustande kam, bleibt abzuwarten, ob der Verein nach 100 Jahren seines Bestehens tatsächlich die Gemeinschaft der Gewerbevereine verlässt, der er seit Gründung, mit einer kurzen, kriegsbedingten Unterbrechung, angehörte.

Die Arbeit des Vereines konzentrierte sich in den letzten Jahren hauptsächlich auf örtliche Belange. Man beteiligte sich an der Diskussionen um Erschließung neuer Gewerbegegebiete. Die berechtigte Furcht vor dem Ausbluten der alten Ortskerne infolge einer Konzentration des Marktangebotes auf die „Einkaufsmeile“ in Mitte-Ost war ständiges Thema und wird es wohl in den nächsten Jahren bleiben. Verbunden damit ist das Anliegen, der Bevölkerung eine breitgefächerte, verbraucherfreundliche und leistungsstarke Angebotsstruktur auch in den kommenden Jahren zu erhalten.

Einer fortschreitenden Konzentration des Einzelhandels und vieler anderer Bereiche, wie dem Banksektor, wird ein örtlicher Handwerker- und Gewerbeverein immer hilflos gegenüberstehen. Dennoch gibt es für agilen Mittelstand immer auch Chancen, wenn man sich auf seine besonderen Stärken besinnt. Die Arbeit des Leistungsverbundes, der sich um die Attraktivität des Einkaufsplatzes Graben-Neudorf bemüht und die Planungen des Gesamtvereines, der aus Anlass des 100 jährigen Bestehens die 3. „Präsenta“ durchführen wird, sind Zeichen für einen selbstbewussten Behauptungswillen des mittelständischen Handwerks und des Gewerbes in unserer Gemeinde.

Es gibt auch nach 100 Jahren viele Gründe für die Notwendigkeit des Zusammenschlusses des örtlichen Gewerbes. Dass der Verein seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen kann zum Wohle der Bevölkerung, ist mein besonderer Wunsch zu seinem Jubiläum.

verfasst von Alfred Metzger